Coronazeit – Hoffnung und Zuversicht statt Ängste und Zweifel

Coronazeit – Hoffnung und Zuversicht statt Ängste und Zweifel.

„Diener der Freude sollt ihr sein“ (nach 2 Kor 1,24)

Mit einem geistlichen Impuls wendet sich Trachtenpfarrer Josef Tiefenböck an die Trachtlerinnen und Trachtler im Dreiflüsse-Trachtengau Passau:

 

Liebe Trachtlerinnen und Trachtler!

 

Die Emotionen, die derzeit das Bild in der Gesellschaft und somit auch in unsren Vereinen prägen, sind überwiegend solche, die uns als Trachtler eher traurig stimmen, da wir unser Vereinsleben und das Brauchtum nicht mehr so pflegen können, wie wir das gerne tun würden.

 

Vor einigen Monaten machten viele von uns zum ersten Mal die Erfahrung mit Quarantäne, Einschränkungen im Alltag und Regelungen für das Vereinsleben. Ganz zu schweigen von der persönlichen Situation.

 

Doch wir sehen auch andere Gefühle und Wahrnehmungen in dieser Coronazeit, zum Beispiel Hoffnung und Zuversicht, Freude und Staunen, Interesse und Dankbarkeit, Aufmerksamkeit und Wertschätzung. All dies konnten wir im eigenen Handeln und Tun, aber auch über die Medien erfahren: der negative Corona-Test löste Freude aus, singende Menschen auf den Balkonen, die Frage an einen Verwandten oder Vereinsmitglied nach dem Befinden, das Briefschreiben an Freunde oder Bekannte, liebe Menschen anrufen, das Mitfeiern von Fernsehgottesdiensten, eine gelungene Hilfsaktion und vieles mehr. Vielleicht könnte uns Trachtlerinnen und Trachtler das Wort des heiligen Paulus ermutigen; „Diener der Freude sollt ihr sein“!

 

In den letzten Monaten erlebe ich auch eine spürbare Solidarität. Wir kennen diesen Begriff aus der katholischen Soziallehre. In der Politik erfährt der Solidaritätsgedanke meist eine Erwähnung in den Parteiprogrammen und in der Gesellschaft des Alltags ist er auch verankert. Gleich am Beginn der Pandemie war es mit der Solidarität nicht weit her. Die Hamsterkäufe können wir als Symbol nehmen für das, was uns häufig auch ohne Corona-Zeit begegnet: Hektik, das Zusammenraffen von Gütern, der Egoismus, das Verteidigen von Pfründen, die Angst, zu kurz zu kommen, die Ignoranz gegenüber den Alten, Schwächeren und Kranken, die auch ohne das Coronavirus gestorben wären. Die Corona-Krise zeigte und zeigt mir persönlich klar auf, dass die Hamsterkäufe ein Ausdruck einer in Teilen zutiefst verängstigten und egoistischen Gesellschaft sind.

 

Die soeben beschriebenen Szenen des Hamsterkaufes und der einhergehenden Emotionen sind nicht plakativ gemeint. Wie schwer Solidarität gelebt werden kann, zeigt das Tragen von Mund- und Nasenschutz. Ob das immer sinnvoll war und ist, ist eine andere Frage. Grundsätzlich, und das könnten wir von den asiatischen Völkern und aus dieser Krise lernen, sei die Solidarität ein Wegbegleiter im Leben. Beginnend bei der Erkenntnis, dass wir uns bei einer solchen Pandemie schützen müssen, um andere zu schützen. Einschränkungen zu akzeptieren, um sich und die Gesellschaft nicht zu schädigen.

Von einer Solidarität waren wir anfangs nicht so sehr bestimmt, sondern mehr von Ängsten, Zweifeln, Egoismus und ein zu kurzkommen. Wir als Trachten- und Heimatvereine sind auch ein Teil dieser Gesellschaft. Wenn wir uns wahrhaftig selbst hinterfragen, dann haben uns auch Zweifel und Ängste begleitet. Staatliche Vorschriften überfluteten uns. Was gestern beschlossen wurde, musste heute umgesetzt werden, und war morgen schon wieder überholt. Zur eigenen Unsicherheit und Erfahrungslosigkeit bezüglich der Pandemievorschriften paarten sich Zweifel und Angst hinzu, das Richtige zu tun. Ich denke, dass alle Verantwortlichen in den Vereinen das Richtige getan haben und auch weiterhin tun.

 

Dazu gehört die Empathie, das Einfühlen in den anderen, das Erkennen von Nöten und Problemen, das Einordnen und Priorisieren von Bedürfnissen und Notwendigkeiten in einem Vereinsleben. Die Corona-Zeit stellt jeden Tag neu die Frage, sei es im Vereinsleben, im Berufsleben oder im Privaten: Was brauchen wir unbedingt und was müssen wir sofort tun? Viele von uns haben mit den gegebenen Vorschriften und später mit den Lockerungen und einem eigenen Hausverstand die Fürsorge gegenüber den anderem so gestaltet, dass es eigenverantwortlich, vernünftig und praktikabel für das Leben im Verein blieb. Allen ein herzliches vergelt`s Gott für das Zusammenhalten in dieser Zeit.

 

„Diener der Freude sollt ihr sein“ ist in einer Krise besonders von uns gefragt. Nicht die „ängstliche Sorge“ ich könnte was falsch machen, darf uns als Diener der Freude begleiten, sondern die „rechte Sorge“ im Sinne von der Fürsorge für den anderen. Natürlich kennt die rechte Sorge auch die Angst - wie geht es im Vereinsleben weiter? -  aber wir dürfen uns davon nicht in die Enge treiben lassen. Die rechte Sorge ist geprägt von Vertrauen, Mitgefühle und Solidarität. Sie ist tatkräftig und eben nicht angststarr. Meine Erfahrung in den vergangenen Monaten möchte ich mit einem Wort des evangelischen Theologen Dietrich Bonhoeffer ausdrücken: „Den größten Fehler, den man im Leben machen kann, ist, immer Angst zu haben, einen Fehler zu machen.“ Die rechte Sorge kann auch zu Fehlern führen, das ist in einer Krise so. Die rechte Sorge ist allerdings kein Aktionismus, sie lässt sich nicht treiben. Die rechte Sorge ist konkret, ist konstruktiv, sie ist solidarisch mit allen Vereinen unseres Dreiflüssegaus.

Die Corona-Zeit ist eine Herausforderung der Solidarität. Ich habe gelernt, zur Solidarität gehört die Fürsorge, die Wertschätzung und die Achtsamkeit mit sich selbst und den anderen, aber auch; „Diener der Freude zu sein!“. Vielleicht konnte und kann der eine und die andere aus dieser Krise eine neue Orientierung für das eigene Leben gewinnen. In den Tagen der Isolierung musste ich lernen zu verzichten auf soziale Kontakte, auf die Vereinsarbeit mit lieben Mitmenschen, auf Hobbys, auf Konsum. Zugleich konnte ich aber die Erfahrung gewinnen, die mich zu einer neuen Solidarität führte mit dem, was Wesentlich ist, was das Menschsein ist und was die Sehnsucht nach Begegnung mit anderen und mit dem Vereinsleben ausmacht. Genauso lernte ich auch von der Solidarität mit den Armen, Solidarität mit der Umwelt, mit anderen Völkern und Nationen. Denn das Coronavirus ist global und nicht regional. Christliche Solidarität ist allumfassend – isst Weltgemeinschaft.

 

In der Zeit der Isolierung vieler Mitmenschen, können wir die Erkenntnis gewinnen, dass ich als Christ, als Trachtler noch stärker Zuversicht und Hoffnung verbreiten möge. Dabei können wir lernen, in rechter Sorge, nach Überprüfung der Vorschriften und der Maßstäbe, für mich und für den anderen dazu sein. Ich denke, dass wir durch diese Krise die Chance haben, die Balance des eigenen Lebens und das Handeln im Verein und in der Gesellschaft zu überprüfen und, wenn nötig, daran zu arbeiten. Und dabei könnte mir das Wort es Heiligen Paulus helfen: „Wir sind Diener eurer Freude!“

 

Bleibt gesund – Gruß und Segen

Euer Trachtenpfarrer

Josef Tiefenböck

Ruhstorf, Juli 2020

 

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