Inngau: Gaufestsonntag mit über 5000 Trachtlern - mit großem Bilderbogen
Der Wettergott meinte es gut mit den Inngau-Trachtlern: fand das Totengedenken am Freitag, 11. Juli noch wetterbedingt in der Kirche statt und war der Rückweg wegen eines Regengusses teilweise nur motorisiert möglich, gab es am Gaufestsonntag, 13. Juli beim Kirchenzug und der anschließenden Heiligen Messe sowie auch beim Festzug am Nachmittag einen wunderschönen bayerischen weiß-blauen Himmel bei angenehmen Temperaturen.
Heilige Messe mit über 4000 Trachtlern
So machten sich bereits 4195 Trachtler am Sonntag vormittag um 9:15 Uhr über zwei verschiedene Strecken auf den Weg zum Kirchplatz, auf dem um 10:00 Uhr zunächst 1. Gauvorstand Pankraz Perfler die Erschienenen begrüßte. Besonders freute er sich, daß neben den zahlreichen Trachtltern viele Ehrengäste aus der Trachtenbewegung und der Politik vor Ort waren: Landrat Otto Lederer, die stellvertretende Landrätin aus Ebersberg Magdalena Förstl, der stellvertretender Landrat aus Pfarrkirchen Kurt Vallet, der Oberbürgermeister der Stadt Rosenheim Andreas Merz sowie der Bürgermeister der Gemeinde Brannenburg Matthias Jokisch. Auch Landtagspräsidentin Ilse Aigner hat ihr Kommen für den Festzug am Nachmittag angekündigt und ließ sich vormittags bestens vertreten von den Abgeordneten Daniel Artmann MdL, Sebastian Friesinger MdL, Thomas Huber MdL und Josef Lausch MdL. Der Bezirkstag war mit Marianne Loferer und Barbara Stein vertreten. Bei den trachtlerischen Ehrengästen konnte Pankraz Perfler den 1. Gauvorstand des Chiemgau-Alpenverbands, Thomas Hiendl ebenso wie den stellvertretenden Gauvorstand des Gauverband I, Fred Gehmacher begrüßen, die beide mit einer großen Abordnung gekommen waren. Auch der Oberpfälzer Gauverband war mit seinem 2. Gauvorstand Tobias Lehner und einer Abordnung vor Ort. Vom Tiroler Landestrachtenverband war Landesverbandsobmann Alexander Schatz, von der Bayerischen Trachtenjugend die beiden stellvertretenden Landesjugendvorsitzende Andreas Wachs und Stephanie Perfler, von den Gebirgsschützen Landesschatzmeiter Günter Reichelt, vom Bayernbund Rosenheim der Vorsitzende Christian Glas und vom wirtschaftlichen Verband Rosenheim der stellvertretende Vorsitzende Tobias Tomczyk als Ehrengäste dabei. Besonders freute Pankraz Perfler, daß Gauehrenvorstand Walter Weinzierl und alle Gauehrenmitglieder anwesend sein konnten: Anneliese Weinzierl, Richard Bonnetsmüller, Thomas Fischbacher, Rosi Spiel, Georg Schinnagl und das neueste Gauehrenmitglied Sepp Kolb, dessen Heimatverein die „Sulzbergla“ Brannenburg sind.
“„Mitanand“ steht in der Einladung zum Gaufest von de Brandenburger in großen Buchstaben“ so begann Pankraz Perfler seine einleitenden Worte und betonte, daß die „Sulzburgla dieses „mitanand“ hervorragend leben: es ist ihnen wichtig: im Verein, zwischen Jung und Oid, in der Dorfgemeinschaft und im Gauverband. "Mitanand gehts meistens leichter und mitanand kann ma Ziele erreichen, die ma alloa net schafft“ betont er und schlägt damit den Bogen zum Ziel, daß sich der Inngau bis zum 125-jährigen Gründungsjubiläum im Jahr 2028 das Ziel gesetzt hat, 15.000 Mitglieder zu haben. Mit dieser Steigerung der Mitgliederzahl soll auch ein Zeichen gesetzt werden, daß es „ah in die andere Richtung geh kann“, vor allem unter dem Gesichtspunkt, dass bayernweit die Trachtler weniger werden.
In der folgenden Heiligen Messe startete der Brannenburger Pfarrer Kraus seine Predigt mit dem Phänomen, dass nicht neu ist, aber zunimmt: dass an Unfallorten fotographiert wird, anstatt zu helfen und sogar die Rettungskräfte blockiert werden, nur um ein außergewöhnliches Bild zu haben, das man in den sozialen Medien posten kann. „Haben die Menschen ihre Sensibilität und ihr Mitgefühl verloren?“ fragt er „haben sie noch ein Gespür für die Notleidenden und wie würden sie die Situation beurteilen, wenn sie selber die Verunfallten wären?“ Er betont, daß die Sichtweise, aus der etwas heraus beurteilt wird, von großer Bedeutung ist und schlägt damit den Bogen zum Tagesevangelium vom barmherzigen Samariter: im bekannten Gleichnis von Jesu gehe zwei Gelehrte an einem Notleidenden vorbei, weil das Gesetz es ihnen verbietet, sich durch die Hilfe unrein zu machen. Erst ein Mann aus Samarien hilft dem Verunfallten. „Bevor wir die ersten beiden verurteilen, sollten wir uns fragen: haben wir nicht selbst oft genug Angst, uns unrein zu machen und fallen uns nicht selber oft genug Entschuldigungen ein, warum wir das eigentlich Notwendige nicht tun können?“ Dass im Gleichnis ausgerechnet der in der Gesellschaft aussenstehende Samariter hilft, nimmt Pfarrer Kraus als mahnenden Hinweis an die anwesenden Trachtler: „auch wir stecken gern Grenzen und grenzen damit aus: der „hinter der anderen Seite vom Inn“, der „Preiß“, der „uns nicht Zugehörige“, „derjenige der nicht in unser Denkschema passt“ - und ausgerechnet der schenkt Nähe.“ Jesus fordere, dass nicht falscher Standesdünkel oder sonstige Unzulänglichkeit der menschlichen Nähe und Hilfe im Wege stehen. Zum Schluß seiner Predigt betont er, dass der bayerische Satz „I mog Di“ als Maxime gelten kann: „vollständig heißt der Satz „I mog di leiden“ - ich zeige Mitglied mit dir: wir brauchen keine Gaffer, wir brauchen takträftige Helfer, die zu den Leuten sagen: „i mog di“".
Nach dem vom Kirchenchor und der Brannenburger Musikkapelle umrahmten Gottesdienst dankte Bürgermeister Matthias Jokisch in einer kurzen Ansprache allen, die da sind, um Tracht, Brauchtum und Tradition zu feiern und weiterzutragen. Außerdem dankte er allen, die die Verantwortung für die Festtage übernommen haben und allen die mithelfen und mitgeholfen haben - und auch bis zum Abbau dabei sein und tatkräftig anpacken werden.
Landrat Otto Lederer begann sein Grußwort mit der freudigen Mitteilung, daß nicht nicht nur das Gaufest heute gefeiert werden kann, sondern auch, dass das Schloß Herrenchiemsee und überhaupt die Königsschlösser nun Weltkulturerbe sind. „Vier Generationen Landräte hat des gebraucht, dass wir das erreicht haben“ sagt er. „Ähnlich ist’s mit dem Erbe, das wir als Trachtler und Trachtlereinnen übernommen haben, mit unserem Brauchtum und unser Tradition. Es ist für uns heute Verpflichtung, dass wir dieses Erbe auch in die Zukunft weitergeben.“ Diese Weitergabe soll auch im Alltag sichtbar werden, und so freut er sich besonders, daß am Montag, 14. Juli der „Tag der Tracht“ in ganz Bayern stattfindet. „An diesem Tag können wir die Vielfalt und die Einzigartigkeit unserer Tracht zeigen. Das Allerwichtigste, was wir dabei den Menschen in Bayern mitgeben können, ist, dass wir die Tracht lebendig halten, dadurch dass wir sie tragen und vor allem dadurch, dass wir hinter den Werten stehen, die unsere Tracht symbolisiert“ schloß er seine Ansprache.
Festzug durch ganz Brannenburg
Punkt 14:00 Uhr hieß es Abmarsch zum Festzug durch Brannenburg: in fünf Zügen machten sich 5064 Trachtler und Musikanten bei bestem Wetter auf den Weg durch das Ortsgebiet Brannenburg, wo entlang der Zugstrecke zahlreiche Zuschauer aus nah und fern die Trachtler bestaunten. Besondere Freude kam dann gegen 17:00 Uhr im Festzelt auf, wo nach zahlreichen Ehrtänzen der Gau- und Patenvereine sowie der der Gaujugend- und Gaugruppe verkündet wurde, wer den Meistpreis gewonnen hatte: der Trachtenverein „d’Falkastoana“ Flintsbach nahm mit den meisten Trachtlern und Musikern am Festzug teil. Platz 2 belegte der Trachtenverein „Immergrün“ Altenbeuern, der im Vorjahr das Gaufest ausrichtete, Platz 3 ging an den Nachbarverein „D’Sulzbergler“ Großholzhausen.